Startup reloaded: Learnings nach zwei erfolgreichen Gründungen?
Was macht ein erfolgreicher Gründer eines Startup. Er gründet das nächste erfolgreiche Startup. Tim Schieferstein vom GoldSilberShop erzählt seine Erfolgsstory bei Startups im Internet.
Die Gründung eures Startups liegt ja jetzt schon eine Weile hinter Euch, erzählt doch was waren Euer Beweggrund und wie habt ihr Eure Idee gefunden?
Ja, das ist wirklich bereits eine Weile her – unser erstes Start-up gründeten wir bereits 2001 mit dem Ziel Investmentfonds online an eigenständig handelnde Anleger zu vermitteln. Damals noch fast etwas völlig Neuartiges, dass man etwas anderes als Bücher bei amazon und alles Mögliche bei ebay online gekauft hat. Zwar gab es bereits Direktbanken, diese waren aber wesentlich teurer als wir es waren. Es war eine Lücke, die wir identifiziert hatten und schließen wollten: Direktbanken waren die logische Fortführung des Gedanken, dass Kapitalanleger immer eigenständiger agieren werden. Gleichzeitig waren sie aber in ihrer eigenen Kosten- und Kundenstruktur gefangen. So konnten wir über viele Jahre viele tausend Kunden von Direktbanken abjagen, ohne, dass diese wirklich etwas entgegen zu setzen hatte. Doch der Internetmarkt ist schnelllebig und wandelt sich ständig. Mittlerweile haben sich die Konkurrenz- und Preisstruktur komplett zu Ungunsten der Anbietermarge verschlechtert so dass wir uns entschlossen haben die Gesellschaft zu einer für uns attraktiven Bewertung zu verkaufen. Man muss flexibel sein und einen gewissen emotionalen Abstand halten können, um sein Tun regelmäßig zu hinterfragen. In den letzten fast 15 Jahren haben wir einige Opportunitäten hinsichtlich Onlineverkauf erkannt und uns auch wieder zeitig von ihnen getrennt. Zeitweise eine wunderbare Nische, die aber auch irgendwann ihren Zenit erreichte, war die Vermittlung von Sterbegeldversicherungen. Mehrere tausende Verträge vermittelten wir ausschließlich online bevor wir für uns erkannten, dass es Zeit ist das Projekt zu monetarisieren.
Gleichzeitig haben wir vor fast drei Jahren ein neues Start-up gegründet: Einen Onlinehandel für Edelmetalle in Form von Barren und Münzen. Nun bekommt dieses zum Kleinkind herangewachsene Baby quasi täglich Wachstumshormone, um die zeitintensive Wachstumsphase möglichst stark zu stauchen. Ebenfalls eine wichtige Erkenntnis: Man muss nicht nur eine gute Idee haben, sondern diese auch möglichst schnell groß und erfolgreich machen.
Wo liegen eure Stärken der Gründeridee und wie habt Ihr diese so erfolgreich umgesetzt?
Gegründet haben wir unsere Unternehmensgruppe zu dritt. Wir kennen uns bereits seit der fünften Klasse und haben bereits zu Schulzeiten zum Beispiel durch den Handel mit Länderspielkarten gemeinsam Geld verdient und viel Spaß gehabt. Ein USP liegt in unserer Dreierkonstellation: Wir bringen unterschiedliche Stärken und Schwächen mit. Diese zu identifizieren und im nächsten Schritt die Stärken des einzelnen zu fördern und die Schwächen zu mindern war ein weiterer wichtiger Baustein der Erfolgsstory. Ein weiterer Quantensprung war es nicht mehr alles gemeinsam zu besprechen und zu entscheiden, sondern eindeutige Verantwortungsbereiche zu definieren in denen jeder von uns eigenständig entscheidet und nur im Bedarfsfall Rücksprache mit den anderen Gesellschaftern hält. Der Wegfall der gemeinsamen Entscheidungsrunden ist eine enorme Zeitersparnis, die nun produktiv eingesetzt wird.
Was waren die größten Herausforderungen in der Gründerzeit?
Liquidität. Wir sind ohne Eigenkapital gestartet und konnten Investitionen immer erst tätigen, wenn wir Abschlussprovisionen generiert haben. Ein Aspekt, den viele Gründer unterschätzen. Wie soll das Wachstum finanziert werden und inwieweit kann ich privat zu Gunsten des Unternehmens finanziell mich einschränken?
Gab es Zeitpunkte an der eure Idee beinahe gescheitert wäre und Ihr an eurem Erfolg gezweifelt habt. Und wenn ja, wie habt Ihr euch wieder aus diesem Tief geholt?
Ja, sowohl die Vermittlung von Investmentfonds als auch jetzt der Handel mit Edelmetallen ist stark von Börsenkursen und wirtschaftlichen Rahmendaten abhängig. Wenn der Markt gegen einen läuft, weil der DAX fällt oder der Goldpreis sich nicht bewegt, sollte man erkennen, dass man gegen Windmühlen kämpft. Die Zeit in der man die Kosten im Griff haben muss, auch wenn Einsparungen schmerzlich sind. Gleichzeitig aber die Gelegenheit in Ruhe sich für den nächsten Aufschwung zu wappnen, denn das Alltagsgeschäft ist in solchen Phasen ja meist ruhiger. Ich persönlich nutze die Chance meist, um neuen, nützlichen Content zu schaffen, der Kundenrückfragen reduziert und beim Verkaufen hilft. Zuletzt ist zum Beispiel der ausführliche Grundlagenteil zum Thema „Goldbarren kaufen“ unter www.goldsilbershop.de/goldbarren.html entstanden.
Welches waren eure Marketingideen um euch erfolgreich am Markt zu etablieren und wie habt ihr euch gegenüber den Mitbewerbern durchgesetzt?
Es gibt immer Lücken, die man für sich nutzen kann. Manchmal benötigt man nur etwas länger bis man eine solche findet. Im Edelmetallhandel gibt es einen Mitbewerber, der ein millionenschweres Marketingbudget hat – nicht unsere Kragenweite. Also mussten wir kreativ sein, um mit wenigen Mitteln Kompetenz und Seriosität unter Beweis zu stellen. Ich habe dies zum Beispiel über ein ausführliches Lernskript über geänderte Besteuerungsgrundlagen beim Verkauf von Edelmetallen oder ein Video zu gefälschten Goldmünzen umgesetzt. Beides wurde nicht nur tausendfach von Kunden und auch Mitbewerbern gesehen, sondern sorgte auch für eine zweistellige Anzahl an Pressenennungen. Sicherlich anfangs viel Aufwand, aber wenn man es zeitlos gestaltet, profitiert man viele Jahre davon.
Welches Fazit habt ihr aus eurer Gründerzeit gezogen. Und wer hat euch vielleicht erfolgreich unterstützt?
Kurz und knapp ein Zitat von Erich Kästner: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“
Zunächst muss man wirklich sehr fleißig sein – Unterstützer, die die Leistung anerkennen, sind dann leichter zu finden und zu gewinnen. Unser Aufsichtsratsvorsitzender hat uns frühzeitig und vielfältig unterstützt mit Finanzierungen, Kontakte und Beratung zu Rechtlichem und Personal. An dieser Stelle: Vielen Dank für Ihre langjährige Treue, Herr Kron!
Welche Bereiche sind heute noch nach erfolgreicher Gründung die stärksten Entwicklungsfelder in Eurem Unternehmen?
Der Edelmetallhandel hat einige Besonderheiten, die es schwerer machen ähnlich schnell, günstig wie amazon zu agieren. Gleichzeitig ist dies immer mehr die Erwartungshaltung der Kunden. Ein ewiges Betätigungsfeld ist daher das Optimieren der Versandgeschwindigkeit und damit Zahlungsmanagement, Versandlogistik, Kundenkommunikation etc.
Was würdet Ihr heute in der Rückbetrachtung anders tun?
Freudiger Weise nichts. Auch negative Erfahrungen sind rückwirkend wichtig gewesen.
Was sind euch Ratschläge für Gründer und Startups / Was würdet Ihr anderen Startups mit auf den Weg geben?
Ich greife noch mal das Zitat „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ auf. Mit viel Ehrgeiz viel ausprobieren und den erfolgreichen Dingen hinterherhalten. Im gewissen Umfang ist es immer besser durch try and error zu lernen als ausgiebig in der Theorie alles durchzuspielen. Es kommt sowieso meist anders als man denkt.