Die Zukunft des E-Commerce: Daten sind das Lebenselixier
Im Interview bei Startups-im-Internet.de der Mitgründer von Twenga CEO Bastien Duclaux zu den Veränderung im E-Commerce die gerade die Online Shops durch Nutzung von Smartphones erfahren und die daraus veränderten technologischen Bedingungen die den Online-Handel grundlegend verändern.
Wie verändern neue Technologien das Online-Kaufverhalten von Kunden?
Bastien Duclaux: Mobile Geräte, Big Data und immer intelligentere Algorithmen haben den Online-Handel bereits nachhaltig verändert und werden es in Zukunft noch stärker tun. Heutzutage dreht sich dabei alles um Mobile. Laut einer Studie des Europäischen E-Commerce Verbands besitzt jeder Europäer bereits 1,5 Smartphones.
Und die Nutzung von diesen Geräten für Online-Shopping wird sehr schnell weiter steigen. Während 2014 noch 12,5% aller Online-Käufe über Smartphones stattfanden, wird in diesem Jahr bereits jeder fünfte Einkauf über Mobile erfolgen.
Die Menschen werden aber nicht mehr nur zeit- und ortsunabhängig online einkaufen, die Kaufentscheidung wird gleichzeitig durch eine Vielzahl von Faktoren und Quellen beeinflusst. Egal ob über Suchmaschinen, unabhängige Produkttests oder Beiträge auf Social Media – Kunden informieren sich immer stärker unabhängig vom eigentlichen Angebot vorab über Produkte und lassen sich davon leiten.
Darüber hinaus verändern neue Technologien das Kaufverhalten von Kunden, ohne, dass sie etwas davon mitbekommen. Durch intelligente Algorithmen und die schnelle Auswertung von riesigen Datenmengen können Online-Händler das Nutzerverhalten von Besuchern vorhersagen und das Angebot für jeden einzelnen nach seinen Wünschen anpassen. So wird aus einem statischen Online-Shop, eine dynamische Webseite, die jedem Kunden die für ihn passenden Produkte bietet – wie ein Kaufhaus, dessen Regale in Sekundenbruchteilen mit den Artikeln gefüllt werden, die dem Kunden gefallen kurz bevor er das Kaufhaus betritt.
In Zukunft werden sich die Menschen daran gewöhnen, dass Online-Händler ihnen die gesuchten Angebote zeigen und Empfehlungen aussprechen, die selbst unbewusste Kaufwünsche widerspiegeln. Darüber hinaus wird der gesamte Prozess – von der ersten Information, über das Angebot und die Produkt-Auswahl, bis hin zur Bezahlung – durch benutzerfreundliche Oberflächen für alle Nutzergruppen kinderleicht zu bedienen sein. Alles wird im E-Commerce auf Komfort ausgelegt, da weniger Hürden und mehr Komfort einen größeren Umsatz bedeuten.
Inwiefern können Data Analytics Händlern dabei helfen, ihnen zu sagen wer ihre Kunden sind und was diese von ihnen erwarten?
Bastien Duclaux: Die Bedeutung von Data Analytics kann gar nach nicht hoch genug eingeschätzt werden – Daten entwickeln sich für E-Commerce-Händler zum Lebenselixier. Im Wettstreit um Nutzer und Aufmerksamkeit sind Daten der wichtigste Baustein. Unser Algorithmus erstellt anonyme Kundenprofile und analysiert gleichzeitig die Produkte unserer Partnerhändler. Basierend auf 40 verschiedene Faktoren (z.B. Ort, Tageszeit, Smartphone/ Tablet/PC, etc.) kann er dann das Konversionspotential für jeden Klick so präzise wie möglich berechnen und so die Kampagnen für den User und den Händler optimieren.
Durch die Auswertung dieser Daten verbessern sich die wichtigen Kennzahlen für E-Commerce-Anbieter teils dramatisch. Einige unserer Kunden generieren über 200 Prozent mehr Leads, haben die Conversion-Rate um über 80 Prozent gesteigert und konnten die Kosten gleichzeitig deutlich senken. Aktuell arbeiten wir unter anderem mit Dress for Less, Promod, Conrad und Electronic Star an der Optimierung ihrer Kampagnen.
Wie könnte sich die Technologie für E-Commerce in der Zukunft weiterentwickeln? Wird es aus Twengas Sicht eine grundsätzliche Veränderung des Kaufverhaltens der Kunden in den nächsten Jahren geben?
Bastien Duclaux: Die Technologien für den Einzel- und Online-Handel werden sich noch stärker auf Datenaggregation, Datenanalyse und die Verbindung mit allen Geschäftsprozessen entwickeln.
Der nächste große Schritt in der Entwicklung des E-Commerce wird sein, die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden vorherzusagen, noch bevor sie sich ihrer selbst bewusst sind.
Gleichzeitig werden die Grenzen zwischen Offline- und Online-Handel zunehmend verschwinden. Beide werden auf immer neuen Kanälen miteinander verkoppelt und bieten den Händlern noch nie dagewesene Möglichkeiten, ihren Kunden ein persönliches Shopping-Erlebnis zu bieten.
Darüber hinaus wird das Mobile- und Social-Commerce-Geschäft in den kommenden Jahren weiter stark an Bedeutung zunehmen. Getrieben von dieser Entwicklung und neuen Werbeformaten wie etwa den Native Ads und „Buy Buttons“ werden die Grenzen zwischen redaktionellen Beiträgen und (gesponserten) Retail-Webseiten nach und nach verschwinden. Dadurch werden die bestehenden Barrieren zwischen Inspiration und gezielter Kaufabsicht für den Kunden abgebaut.
Am Ende werden sich Händler und Käufer näher sein als jemals zuvor. Online-Anbieter werden potentiellen Kunden durch die intelligente Datenanalyse, dynamische Webseiten und die Produkt-Einbindung auf einer Vielzahl anderer Netzwerke bereits vor ihrer eigentlichen Kaufabsicht passende Produkte anbieten können. Und Kunden werden in Zukunft erwarten, dass sie Dinge zu sehen bekommen, die sie wirklich interessieren.
Dadurch sinken langfristig nicht nur die Kosten für beide Seiten deutlich, sondern werden so unser Verständnis vom Online-Handel grundlegend verändern.
Startups im Internet: Vielen Dank für das Gespräch und viele Erfolge
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