Ein Startup der anderen Art: Landwirtschaftliche Flächen für die Energiegewinnung nutzen
Es gibt immer mehr Landwirte, die in die Strom- und Gasproduktion einsteigen. Schauen wir uns in ländlichen Regionen um, entdecken wir riesige Windräder, Scheunendächer voller Solarzellen und mächtige Biogas-Anlagen. Teilweise stellt es ihre wichtigste Einnahmequelle dar. Während der Erlös für Getreide und Milch starken Schwankungen unterliegt, wird Strom zu Festpreisen verkauft.
Biogasanlagen
Insbesondere im Jahr 2011 sind Biogasanlagen beispielsweise in Nordrhein-Westfalen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Grund dafür war der für 20 Jahre anvisierte Abnahmepreis von durchschnittlich 22 Cent pro Kilowattstunde Strom, wenn die Anlage vor 2012 errichtet wurde. Entscheidet sich heute ein Landwirt für den Bau einer Biogasanlage, erhält er im Schnitt zwei Cent weniger. Sie werden mit Mais, Gülle oder Getreide gefüttert, Mikroorganismen zersetzen die landwirtschaftlichen Produkte, wobei Gas entsteht. Dieses kann entweder zur Stromproduktion verwendet oder zu Erdgas veredelt werden.
Bestandteile einer Biogasanlage
Biogasanlagen erfordern zunächst hohe Investitionskosten. Wer auf staatliche Unterstützung hofft, muss sich darum bewerben. Den Zuschlag erhalten in der Regel die günstigsten Projekte. Die wesentlichen Bestandteile einer Biogasanlage sind:
- Vorgrube
- Fermenter
- Gasspeicher
- Blockheizkraftwerk inklusive Wärmespeicher
- Lagerbehälter
Hinzu kommen noch viele weitere Ausstattungsmerkmale, darunter Durchflussmesser. Sie ermöglichen unter anderem die zuverlässige Ermittlung des Verhältnisses von eingesetztem Substrat zur erzeugten elektrischen sowie thermischen Leistung. Darauf gestützt erfolgt die Optimierung der Fütterung, die den Wirkungsgrad der Biogasanlage mit direkter Auswirkung auf das Betriebsergebnis verbessert.
Steuerliche Möglichkeiten
Gemäß den Richtlinien der Finanzverwaltung gibt es zwei Alternativen:
- Anmeldung eines separaten Gewerbebetriebes, somit wird die Biogasanlage vom landwirtschaftlichen Betrieb getrennt
- die Anlage wird Teil des landwirtschaftlichen Einrichtung, aus steuerlicher Sicht also zu einem Nebenbetrieb
Letztere Variante ist ausschließlich möglich, wenn überwiegend eigens erzeugte Rohstoffe (mehr als 50 Prozent) eingesetzt werden. Darunter fallen beispielsweise Gülle oder selbst angebauter Mais. Landwirte haben daher die Möglichkeit, beispielsweise Maissilage zuzukaufen. Der Staat beachtet dabei nicht die reine Menge, sondern vergleicht den Energiegehalt der eigenen mit den außerbetrieblich hergestellten Produkten. Wird die Biogas-Anlage als Nebenbetrieb geführt, erfahren die Einkünfte daraus die gleiche steuerliche Behandlung wie die aus der Landwirtschaft. Das bedeutet:
- die Umsatzsteuer kann pauschaliert werden
- es ist kein gesonderter Jahresabschluss erforderlich
- Gewerbesteuer fällt nicht an
Wer die Bioanlage als separaten Gewerbebetrieb anmeldet, kann eine steuerliche Abschreibung vornehmen. Deren Nutzungsdauer ist in der amtlichen Abschreibungstabelle mit 16 Jahren angesetzt. Sie gilt jedoch ausschließlich für den Fermenter und die Lagerbehälter. Bei weiteren selbstständigen Wirtschaftsgütern ist die Nutzungsdauer kürzer. Jeder Gewerbebetrieb muss die Regelbesteuerung praktizieren. Beim Bau einer Biogasanlage fallen einige Mehrwertsteuerzahlungen (Umsatzsteuer) an Baufirmen an. Landwirte können sich die gesamte Vorsteuer sofort im Investitionsjahr vom Finanzamt erstatten lassen. Vorteilhaft daran ist, dass ggfs. eine geringere Darlehenssumme für die Finanzierung der Biogasanlage aufgenommen werden muss. Damit geht ein verringertes Investitionsrisiko einher.
Windkraftanlagen
Eine weitere Möglichkeit für die Energiegewinnung auf landwirtschaftlichen Flächen stellen Windkraftanlagen dar. Ihr Vorteil ist, dass sie nur wenig Platz benötigen, sodass Ackerbau und Viehzucht kaum beeinträchtigt werden. Nachteilig sind jedoch die Kosten: Laut Angaben der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sind für die Errichtung einer Windkraftanlage im Durchschnitt 4,6 Millionen Euro erforderlich. Da diese Investition kaum allein aufgebracht werden kann, beteiligen sich häufig mehrere Landwirte an einem Projekt. Durchschnittlich erhält man zurzeit pro Kilowattstunde Strom zehn Cent. In Vergleich zu Biogasanlagen ist der Betrag zwar deutlich niedriger, jedoch leisten Windräder – gemessen an den Investitionskosten – einiges mehr: Rund sechs Millionen Kilowattstunden produziert eine Windkraftanlage in einem Jahr. Im selben Zeitraum können damit über 1.800 Zwei-Personen-Haushalte versorgt werden.
Dieser Blog beschäftigt sich mit den zahlreichen interesanten und kreativen Neugründungen und stellt diese Startups mit einem eigenen Artikel vor.
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