Bitcoin – wie sich das Internet eine eigene Währung schafft
Eine hohe Internet-Affinität lässt sich unserem Blog nicht absprechen. Immer wieder Startups und Jungunternehmen aus dem Internet vorzustellen, ist pure Leidenschaft. Heute möchte ich aber mal kein Internet Startup vorstellen, sondern mich einem anderen Internet-Thema widmen: Bitcoin. Hat die virtuelle Währung Bitcoin tatsächlich Chancen, die (neue) Internetwährung zu werden?
Bitcoin gibt es erst seit vier Jahren, trotzdem konkurriert man schon mit Produkten von Internetgiganten wie Ebay oder Google. Wie sind die Chancen von David gegen die Goliaths? Keine Technologie hat die Wirtschaft, in den letzten zwanzig Jahren, so sehr umgekrempelt wie das Internet. Während die Musikindustrie langsam aufatmet und sich sogar schon ein leichtes Lächeln erlauben kann, sind andere Branchen, allen voran die Filmindustrie und die Verlage, noch in der Selbstfindungsphase. Sie alle stellen sich unaufhörlich die Frage, welches Geschäftsmodell in einer digitalen Welt funktioniert? Doch sind diese Probleme nur Geplänkel vor einer auf uns zukommenden Schlacht, dem Kampf um die Digitalisierung des Geldes.
Laut einer Studie der Deutschen Bundesbank aus dem Jahre 2011 bezahlten die Verbraucher 53 Prozent ihrer Ausgaben mit Bargeld. Dieser Anteil erscheint in Zeiten von EC- und Kreditkarte noch relativ hoch, wird aber von Jahr zu Jahr immer kleiner. Und während das Bargeld immer mehr aus unseren Portemonnaies verschwindet, entwickeln sich im Online-Handel neue, ernstzunehmende Alternativen, die den etablierten Banken und Kreditkartenunternehmen ihre Grenzen aufzeigen. Der Online-Kunde von heute will nämlich sofort, weltweit und einfach bezahlen; Begriffe wie Bankfeiertage, Fremdwährungskonten oder Kontoführungsgebühren passen nicht mehr in eine digitale Welt.
Das Rennen um die Vorherrschaft in dieser digitalen Welt des Geldes ist noch lange nicht entschieden und doch werden in diesem Zusammenhang oft bestimmte Namen genannt. Es sind Paypal, Google Wallet und Bitcoin. Kein Bezahlsystem auf der Welt polarisiert so sehr wie Bitcoin. Schon auf den ersten Blick merkt man, dass Bitcoin irgendwie anders ist. Während bei Paypal, einer Tochtergesellschaft von Ebay, und Google Wallet große Unternehmen im Hintergrund arbeiten, ist Bitcoin, genauso wie seine Vettern, das Betriebssystem Linux und der Internetbrowser Mozilla Firefox, quelloffene Software, die von jedem Menschen und Unternehmen kostenlos genutzt werden kann. Jeder der diese Software auf seinem Computer installiert, wird ein Teil des Bitcoin-Netzwerks, sein Computer hilft bei der Verwaltung der Konten und überprüft jede einzelne Transaktion. Doch das wirklich radikale ist, dass Bitcoin seine eigene Währung erfunden hat, denn der Nutzer bezahlt nicht mit Euro oder Dollar sondern mit Bitcoin. Dieser Weg ist gleichzeitig sehr einfach aber auch sehr riskant. Im Gegensatz zu anderen Währungen ist die Anzahl der Bitcoins auf 21 Millionen begrenzt und nicht nur der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugmann merkte an, dass diese Eigenschaft zu einer Deflation und dem Niedergang des Systems führen kann. Auch der Wert der Bitcoins zeigt diese Ambivalenz, während man Anfang des Jahres für einen Bitcoin, Waren im Wert von zehn Euro kaufen konnte, war der Wert eines Bitcoin, im April 2013, schon bei über 200 Euro und sank seitdem auf ca. 80 Euro.
Doch trotz aller seiner Risiken etabliert sich Bitcoin im Internet immer mehr. Es wird geschätzt, dass um die tausend Online-Händler, pro Monat, Bitcoin als zusätzliche Zahlungsmöglichkeit einführen und auch der Wert, aller verfügbaren Bitcoins, ist mit knapp unter einer Milliarde Euro nicht zu verachten. Auch im wirklichen Leben spielt Bitcoin mittlerweile eine Rolle, z.B. bei der am 27.06.2013 stattfindenden zweiten Bitcoin-Konferenz im Kölner Inkubator STARTPLATZ. Dort treffen sich Unternehmensgründer und Bitcoin-Interessierte um sich darüber auszutauschen, ob Bitcoin die Internetwährung wird.